Die byzantinische Belagerung von Konstantinopel im 8. Jahrhundert: Eine Geschichte von Intrigen, Eroberungsversuchen und der Macht des Byzantinischen Reichs

Das 8. Jahrhundert war eine Zeit des Umbruchs für das Byzantinische Reich. Nach dem Höhepunkt unter Justinian I. kämpfte das Reich mit inneren Machtkämpfen, wirtschaftlichen Schwierigkeiten und zunehmenden Bedrohungen von außen. Die arabischen Armeen hatten große Teile des Nahen Ostens erobert und drängten nun an die Grenzen des byzantinischen Reichs. In diesem Kontext erlebte Konstantinopel im Jahr 717/718 eine dramatische Belagerung durch die arabisch-muslimische Armee unter dem Kalifen Umar ibn Abd al-Aziz.
Die Belagerung von Konstantinopel im Jahr 717/718 war ein entscheidender Moment in der Geschichte des Byzantinischen Reiches. Sie stellte nicht nur die Hauptstadt des Reiches vor eine existenzielle Herausforderung, sondern auch die gesamte byzantinische Weltordnung. Die arabischen Armeen unter dem Kalifen Umar ibn Abd al-Aziz hatten bereits große Teile des Nahen Ostens erobert und blickten nun nach Norden auf das Herz des byzantinischen Reichs.
Die Ursachen der Belagerung waren komplex und vielschichtig.
- Zum einen strebten die Araber danach, den Einfluss des Byzantinischen Reiches im östlichen Mittelmeerraum zu brechen und ihre Herrschaft über die Region zu festigen.
- Zum anderen spielten religiöse Motive eine Rolle: Die arabische Expansion sah sich als Teil eines Heiligen Krieges gegen das christliche Byzantinum.
Die byzantinische Armee, angeführt vom Kaiser Leo III., war zwar zahlenmäßig unterlegen, konnte aber auf die starken Mauern Konstantinopels und die Unterstützung der bulgarischen Verbündeten zählen.
Die Belagerung dauerte über ein Jahr und war geprägt von brutalen Kämpfen und verzweifelten Angriffen. Die arabische Flotte versuchte vergeblich, die Stadt vom Meer aus zu erobern, während ihre Landarmee unter massiven Geschützfeuer die Mauern stürmte.
Im Inneren Konstantinopels herrschte große Angst und Unsicherheit. Die Bevölkerung litt unter den Folgen der Belagerung: Hunger, Krankheiten und Todesfälle waren an der Tagesordnung.
Der Kaiser Leo III. sah sich gezwungen, zu extremen Maßnahmen zu greifen. Er setzte die griechische Orthodoxie ab und führte das Monotheletismus ein - eine religiöse Lehre, die die Einheit von Gottes Wesen betonte und damit den Anspruch des Papstes in Rom auf kirchliche Vorherrschaft untergrub. Diese Maßnahme diente dazu, die Loyalität der Bevölkerung im Kampf gegen den gemeinsamen Feind zu stärken.
Doch die arabische Armee konnte Konstantinopel nicht brechen. Nach über einem Jahr musste Umar ibn Abd al-Aziz, geschwächt durch Krankheit und interne Streitigkeiten, seine Truppen zurückziehen. Die byzantinischen Verteidiger hatten die Belagerung überstanden, aber zu welchem Preis?
Die Folgen der Belagerung waren weitreichend:
- Das Byzantinische Reich hatte zwar den Angriff abgewehrt, war aber geschwächt und musste sich auf eine lange Phase der Wiederaufbau konzentrieren.
- Die religiöse Reform des Kaisers Leo III., die Einführung des Monotheletismus, löste in der Folgezeit heftige Konflikte innerhalb der Kirche aus und trug zur Spaltung des christlichen Abendlandes bei.
- Der militärische Sieg über die Araber festigte jedoch die Position des Byzantinischen Reiches im östlichen Mittelmeerraum und
verhinderte eine weitere Ausbreitung des arabischen Islam.
Die Belagerung von Konstantinopel im Jahr 717/718 war ein Wendepunkt in der Geschichte des Byzantinischen Reiches. Sie zeigte die Stärke der byzantinischen Verteidigung, aber auch die tiefgreifenden Probleme, mit denen das Reich zu kämpfen hatte. Die religiösen und politischen Konsequenzen dieser Belagerung prägten die Geschichte des Byzantinischen Reiches für Jahrhunderte.
Ein Blick in die Quellenlage:
Für eine tiefergehende Analyse der Belagerung von Konstantinopel im Jahr 717/718 können Historiker auf eine Reihe
wichtiger Quellen zurückgreifen:
- Die Chronik des Theophanes Confessor: Diese zeitgenössische Quelle bietet detaillierte Informationen über den Verlauf der Belagerung und die politischen Intrigen in Byzanz.
- Die arabischen Geschichtswerke: Die arabischen Chronisten, wie z. B. al-Tabari, schildern die Belagerung aus der Perspektive der Angreifer und liefern wertvolle
Informationen über die militärische Strategie der Araber.
- Archäologische Funde: Ausgrabungen in Konstantinopel haben Artefakte zutage gebracht, die Aufschluss über das Leben während der Belagerung geben.
Die Analyse dieser Quellen ermöglicht es Historikern, ein umfassendes Bild von diesem historischen Ereignis zu
erhalten und seine Bedeutung für die Geschichte des Byzantinischen Reiches und die Entwicklung des mittelalterlichen
Orients zu verstehen.